Schwangerschaft Part 1 - Wunder & Chaos
Was für ein riesiges Wunder: diese ersten drei Monate, in denen man plötzlich weiß, dass im eigenen Körper neues Leben heranwächst. Und gleichzeitig – wie seltsam. Ganz ehrlich: Man bemerkt den kleinen Bauchbewohner ja (noch) gar nicht. Außer der Übelkeit, dem Brechen, der unfassbaren Müdigkeit und dieser mentalen 360°-Wende sieht man einem nichts an.
Und dann dieses unausgesprochene Tabu: In den ersten drei Monaten soll man es ja niemandem erzählen – falls etwas schiefgeht. Man will andere nicht belasten mit seinem Glück. Oder mit dem eigenen Leid. Ich sags euch: Für mich waren diese ersten drei Monate kein Spaziergang. Vor allem, weil in der 7. Woche Blutungen auftraten – verursacht durch eine frühe Plazenta praevia. Von einem Tag auf den anderen musste ich alles umplanen. Keine Behandlungen mehr, kein Retreat, nichts Körperlich-Anstrengendes – mein Körper war nun nicht mehr nur meiner.
Wie ihr vielleicht raushört, waren diese ersten Wochen neben all der Freude pures Chaos. Und trotzdem war da ein großes, beständiges JA. Wir haben uns riesig gefreut – und tun es noch. Aber Schwangerschaft ist so ein seltsamer Zwischenzustand: Da ist diese Freude, weil man buchstäblich einen Menschen erschafft. Und gleichzeitig ist da Angst. Vor der Veränderung, vor dem, was kommt. Überforderung mit all dem, was im eigenen Körper geschieht. Und eine Unsicherheit, die man eigentlich mit der Pubertät längst hinter sich lassen wollte.
Rückblickend hatte ich wohl eine ziemlich naive, rosarote Brille auf. Ich dachte, Schwangerschaft ist irgendwie magisch und natürlich – und das ist sie auch. Aber eben nicht nur. Jede Schwangerschaft ist so unterschiedlich, wie es Frauen auf dieser Welt gibt. Deshalb finde ich es unglaublich wichtig, Schwangeren nicht mit Erwartungen oder ungefragten Geschichten zu begegnen. Denn Schwangerschaft triggert. Die eigene Geschichte. Die Geburt. Das Muttersein. Die Beziehung zu Kindern, zur eigenen Mutter. Und es ist einfach nicht immer der richtige Moment, das alles auf eine Schwangere zu projizieren, die eh schon mit genug konfrontiert ist.
Ich hab viel reflektiert – auch über mich. Wie oft ich früher, wenn eine Freundin oder Bekannte erzählt hat, dass sie schwanger ist, einfach nicht wusste, was ich sagen soll. Die klassische erste Frage: „Weißt du schon, was es wird?“ Klar, nett gemeint – aber eigentlich völlig nebensächlich. So spannend das Geschlecht auch ist: Ist es nicht viel verrückter, dass da gerade überhaupt ein Mensch entsteht? Ob Mädchen oder Bub – who gives a fuck?!
Ein kleiner Leitfaden: Was du stattdessen fragen kannst
Falls du selbst mal jemanden triffst, der gerade die frohe Botschaft teilt – oder wo man es mittlerweile deutlich sieht – hier ein paar Fragen, die helfen, wirklich in Kontakt zu kommen:
Wie geht es dir?
Klingt banal, ist aber selten die erste Frage.
• Und ich meine wirklich: Wie geht es DIR?
• In der Frühschwangerschaft passiert so viel körperlich und emotional – es tut gut, das einfach mal aussprechen zu dürfen. Mich hat z. B. oft überfordert, wenn Leute gefragt haben, wie’s dem Baby geht. So richtig spürt man da ja noch nichts, erst recht nicht in Woche 8.
Wart ihr schon bei einer Untersuchung? Habt ihr schon was im Ultraschall gesehen?
• Persönlich, aber offen. Damit kann die Schwangere selbst entscheiden, wie viel sie erzählen will.
Und wie fühlt es sich für dich/euch als Paar an?
• Eine schöne Frage, weil sie Raum gibt – oder auch nicht. Je nach Antwort merkt man schnell, ob das Thema gerade willkommen ist oder nicht.
Und wenn dir spontan deine eigene Geschichte oder ein guter Tipp einfällt:
Frag einfach, ob er/sie gerade Lust hat, das zu hören. Mit ein bisschen Spürsinn merkt man, ob Schwangerschaft gerade Thema sein will – oder ob’s mal einfach um andere Dinge gehen darf. Denn Schwangere sind eben nicht nur schwanger. Sie sind vor allem Menschen.
Ich wollte einfach mal teilen, wie es mir in den ersten Monaten wirklich ging. Vielleicht ist es bei dir ganz anders – aber vielleicht ist auch etwas dabei, was dir bekannt vorkommt. Und vielleicht helfen diese Fragen, um mit Schwangeren auf eine andere, feinfühligere Art ins Gespräch zu kommen.